Caravane du Ciel – VL3 Challenge von Deutschland bis in den Senegal
Über 12.000km und über 45 Flugstunden in 14 Tagen - die Idee mit dem eigenen Ultraleicht von Deutschland bis nach St. Louis in den Senegal zu fliegen, war vom ersten Moment wie ein Märchen aus tausend und einer Nacht. Seit wir uns den Traum vom Fliegen vor zwei Jahren erfüllt haben, verpassen Lisa und ich kaum eine Chance, die Welt von oben zu bewundern. Dementsprechend packten wir Ende April unsere Taschen, um mit unseren VL3 am Abenteuer „Raid Mermoz“ teilzunehmen.
Postkutsche wird Postflieger
Dass wir heute unsere eigene Geschichte schreiben, verdanken wir den Spuren Jean Mermoz (1901-1936), dem französischen Luftfahrt Pionier, der als Pilot der Compagnie générale aéropostale sowohl die Luftfahrt als auch den Postweg revolutionierte. Zur schnelleren Überstellung von Briefen und Paketen aus Frankreich in die französischen Kolonien in Afrika verlegte die „Aeropostale“ deren Transport von Land und Wasser in die Luft. Ausgehend von Toulouse hatte das Unternehmen die zur Orientierung an der Küste entlang führende Strecke Stück für Stück erweitert, bis 1925 der Weg nach Dakar in den Senegal geebnet wurde. Unser Namensgeber gehörte zu den abenteuerlustigen Piloten, die die 5.000 Kilometer weite und unerforschte Strecke vor fast 100 Jahren zum ersten Mal mit ihren Flugzeugen erkundeten. Ein gefährliches Unterfangen, das viele Tribute fordern sollte, aber das dank seines Erfolgs neue Dimensionen eröffnete und letztlich dazu führte, dass 1930 die Überquerung des südatlantischen Ozeans gelang – mit an Bord, Jean Mermoz.
Bereits 2017 entstand in den Köpfen zweier VL3 Piloten, Olivier Ronveaux und Richard Gouble, die Idee den Spuren des Pioniers zu folgen. Ende April dieses Jahres folgten diesem Ruf insgesamt 38 Piloten in 19 Ultraleichtflugzeugen aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Kanada.
Abenteuer per Ankündigung
„Wir machen hier keinen Urlaub, das ist ein Abenteuer verbunden mit harter Arbeit“ – so die Begrüßung durch Olivier bei unserem ersten Briefing in Chambery. Um ehrlich zu sein, war uns der Wahrheitsgehalt dieser klaren Ansage an der Stelle noch nicht bewusst. Entgegen Oliviers strengem Gesichtsausdruck freuten wir uns dafür umso mehr auf Afrika. Nach monatelanger Planung, erfolgreichen Verhandlungen mit den europäischen und afrikanischen Behörden und mit gebuchten Hotels – was sollte da schon schief gehen? Unserer Ansicht teilten ganz offensichtlich auch die anderen eingetroffenen VL3-Piloten, mit denen wir zur Feier des Tages im Garten des Chateau Challes-les-Eaux auf unser bevorstehendes Abenteuer anstoßen. Für Olivier müssen wir wie ein großer Haufen Flöhe gewirkt haben, den es galt in den kommenden 14 Tagen zu hüten.
Um dem Flohhaufen zumindest eine grobe Struktur zu verleihen, wurden wir auf sechs Formationen aufgeteilt: Formation Alpha, die Leitformation, die egal was vor uns lag, für alle den Weg und das Ziel auskundschaftete. Formation Bravo, unsere belgischen Spritsparer, die trotz einigem zeitlichen Abstand immer nach uns ankamen. Formation Charlie, die klassischen Franzosen, deren oberstes Gebot „Bordproviant“ lautete, um ausreichend Energie für besonders viele Fotos zu haben. Formation Delta und Echo, die unklassischen Deutschen, die sich entgegen ihrem kulturell geprägten Ruf, als äußerst locker, humorvoll und großartiges Team erwiesen. Und last sowie immer least Formation Zulu, die Festfahrwerke unter uns, die zwar in den meisten Fällen nach den Alphas an zweiter Position starteten, aber letztlich immer für das Schlusslicht sorgten. Mittendrin, in der Delta-Formation, hatten Lisa und ich unseren Platz gefunden.
Turbulentes Spanien
Auch wenn Lisa und ich uns teilweise noch im Tal der Ahnungslosen befanden, war uns durchaus bewusst, dass 12.000 Kilometer in 14 Tagen mit vielen Flugstunden verbunden sein würden. Den mit Abstand längsten Flug über 5,5 Stunden von Chambery nach Casarrubios bei Madrid absolvierten wir direkt am ersten Tag.
Es wäre gelogen zu sagen, dass uns der Start in Chambery keine Gänsehaut verpasst hat. Bei aller Vorfreude auf Afrika wurden unsere Nerven jedoch gleich zu Beginn auf die Probe gestellt. Windgeschwindigkeiten von teilweise über 70km/h von vorn zwangen uns nach Überquerung der spanischen Grenze aus den turbulenzbefreiten Höhen in weniger windige Höhen abzusteigen, um nicht zu riskieren, dass wir auf den letzten Tropfen Sprit in Casarrubios landen würden. In gerade einmal 500ft über Grund erwies sich dann zwar der Wind mit nur noch 40km/h von vorn gnädiger, dafür strotzte die Thermik vor Ergiebigkeit und die Rotoren in Gebirgsnähe ließen uns ordentlich schaukeln. Zu allem Wetterübel gesellte sich der bis zu diesem Zeitpunkt niedrige Reifegrad unserer „Formation“ erschwerend hinzu, sprich: die Abstände zwischen uns wurden zuweilen so groß, dass wir uns aus den Augen verloren und das Spiel „ich sehe was, was du nicht siehst“ für uns entdeckten. Letztlich schlossen Lisa und ich uns in Casarrubios mit einem angestrengten, aber einem dicken Lächeln in die Arme, so dass uns noch nicht einmal mehr die 1-stündige Schlange an der Tankstelle aus der Ruhe brachte.
Erlebnis spanischer Zoll Teil 1
Am darauffolgenden Morgen stand dem Abflug zur Überquerung der europäischen Grenzen nach Marokko unsererseits nichts im Weg. Bei diesem Vorhaben hatten die spanischen Behörden allerdings auch ein Wörtchen mitzureden. Trotz mehrfacher Nachfrage wurde Olivier noch bis zuletzt bei der Anreise in Casarrubios zugesichert, dass es keine Notwendigkeit sei, alle Maschinen dem Zoll zu unterziehen. So viel zur Theorie, denn während ich mit den anderen Piloten im Clubhaus verweilte, setzte Lisa ihre Spanischkenntnisse für die Diskussion mit der spanischen Zollbehörde im Büro des Flugleiters ein. Stunden vergingen, die die Weiterreise nach Marokko immer unwahrscheinlicher werden ließen und den gesamten Zeitplan nach Vorgabe bis Sonnenuntergang in Fes zu landen, drohten über den Haufen zu werfen.
Auf einmal ging alles ganz schnell: Neunzehn Motoren starteten gleichzeitig, um rechtzeitig in Trebujena vom Zoll abgefertigt zu werden und um Marokko doch noch am selben Tag zu erreichen. Warum sich die Zollbeamten aus Madrid nicht erweichen ließen, uns den Zoll vor Ort in Casarrubios abzunehmen, wissen wir bis heute nicht. Aber so ist das vielleicht einfach sonntags in Spanien.
Lisa gab auf der 2,5 stündigen Strecke ihr Funkdebut und war kurz vor Start aufgeregt wie ein Kind vor dem Seepferdchen-Test. Mag es, wie sie es nannte, Anfängerglück gewesen sein oder nicht, dennoch schaffte sie es noch im Luftraum Madrid die Freigabe zum Steigen auf FL136 zu erlangen und navigierte uns direkt zum Ziel inklusive Durchfliegen der CTR Sevilla in 3000ft.
Nach kurzzeitigem Chaos – merke: 19 Flugzeuge, die gleichzeitig starten, landen auch gleichzeitig – wurden unsere Nerven für diesen Tag noch einmal strapaziert. Durch einen Übermittlungsfehler blieb acht von uns, darunter mir, nichts anderes übrig, den Zollbeamten auf den 15 Kilometer entfernten Flughafen von Jerez zu begleiten. Unser Plan, der wieder drohte zu kippen, wurde dank des Taxifahrers, der jeglichen Geschwindigkeitsbegrenzungen widersprach und dem Zollbeamten, der bürokratische Höchstleistungen erbrachte, gerettet. Für uns scheint sich gleich eine Kolonie Pilotenengel zusammengefunden zu haben. Drei Minuten vor VFR Platzschließung setzte die letzte VL3 vor einer filmreifen Sonnenuntergangskulisse ihr Fahrwerk auf die Asphaltbahn in Fes.
Bürokratie und Tanken
Hier kamen wir zum ersten Mal in den Geschmack der afrikanischen Liebe zur Bürokratie. Bei jeder Ankunft und jedem Abflug galt es Zettel auszufüllen, pro Pilot und Flieger versteht sich. Die Hauptsache bestand allerdings in den meisten Fällen eher darin, dass etwas darauf stand und man ihn abgab. Seitdem können wir unsere Ausweisnummer in- und auswendig vorwärts und rückwärts buchstabieren… wer weiß, wozu das einmal gut sein wird.
Nach einer kurzen ersten Nacht in einem bezaubernden Hotel in Fes fanden wir uns sehr früh wieder auf dem Flughafen zum Betanken der Flieger. Wir freuten uns über den überdimensionierten Tankwagen und hofften auf schnelle Abfertigung. Erst auf den zweiten Blick entdeckten wir den kleinen Anhänger, auf dem sich der eigentliche, durchaus kleinere Tankwagen inklusive Handpumpe befand und der dann über drei Stunden fleißig von einem Flieger zum nächsten rollte. Währenddessen rief Olivier mehrfach zum Briefing. Routen sind ja bekanntlich dazu da, jederzeit geändert zu werden. Dazu muss man wissen, dass es mitunter zwei Regeln für VFR Verkehr in Marokko gibt: 1) Der Flugplan muss tagesformabhängig pro Flugzeug, pro Formation oder pro Gesamtgruppe erstellt werden. 2) Die vorgegebenen VFR Routen sind trotz Mehrstrecke und ohne Gefährdung der sowieso nicht vorhandenen Lufträume exakt einzuhalten. Wozu diese mitunter strengen Vorschriften in einem Land mit minimalem VFR Kleinflugzeugverkehr nun genau gut sein sollen, sei einmal dahingestellt. Lisa hatte sich bis dato „eingefunkt“, sodass wir lernten, dass guter Funk den strengen Regeln durchaus vorgezogen wird und Abkürzungen möglich gemacht werden.
Irgendwann erhielten wir die Freigabe zur Weiterreise nach Agadir. Die kahler werdende Landschaft unter uns bot einen Vorgeschmack auf die vor uns liegende Wüste. Die Gleichung, dass Wüste auch gleich warme Temperaturen bedeutet, ging allerdings wegen des atlantischen Windes nicht auf. In Agadir erwarteten uns beinah 30kt Wind von vorn bei 15 Grad Außentemperatur – tschüss T-Shirt, hallo Wollpullover, während Deutschland bei 30 Grad brutzelt. Man kann eben nicht alles haben.
Landen, wo kleine Prinzen entstanden
Oder doch? Der darauffolgende Tag führte uns in die Vergangenheit und präsentierte einen unscheinbaren Fleck Erde, namens Tarfaya. Der seit Jahren ungenutzte Sandstreifen am Rande der kleinen Stadt, wo einst auch Mermoz sein Fahrwerk aufsetzte, wurde nur für unsere Ankunft noch einmal wiederbelebt. Vor unserer ersten Landung auf Sand bestand die Aufgabe jedoch zuallererst darin, die Landebahn aus Sand inmitten der sandigen Dünenlandschaft überhaupt auszumachen. Formation Alpha hatte diesbezüglich die größten Schwierigkeiten, der Rest von uns konnte sich zumindest an den bereits gelandeten Flugzeugen orientieren. Abgesehen von dem anfänglichen Suchspiel war wiederum die Landung auf der knapp 600m langen Bahn trotz Sand technisch unkompliziert - die dabei entstandenen Videos und Bilder dafür umso faszinierender.
Da waren wir nun also. Erst im Nachhinein bei der Besichtigung des örtlichen Museums wurde uns bewusst, dass wir uns nicht nur auf den Spuren von Mermoz befanden, sondern unsere Füße auch dort entlangliefen, wo Saint-Exupéry, die Idee für sein weltweit bekanntes Buch „Der kleine Prinz“ kam. Antoine de Saint-Exupéry gehörte eben wie Jean Mermoz zu den ersten Piloten der Aeropostale. Laut den Einwohnern von Tarfaya verliebte er sich bei der Erkundung der Atlantikküste bis nach Dakar in die kleine Stadt, so dass er sich dort 1927-1929 niederließ und sich von einem Pionier-Piloten zu einem Weltautor entwickelte. Auch wenn seit Mermoz und Saint-Exupéry viel Sand über die Dünen von Tarfaya geweht wurde, bewirkte das Bewusstsein über die Geschichte, unsere persönliche Erfahrung und die Gastfreundlichkeit der Einwohner, dass wir nicht nur physisch, sondern auch mit unseren Herzen in Marokko angekommen waren.
Nach drei Stunden setzten wir unsere Reise entlang der Küste fort. Beim Einschalten der Avionik stellte Lisa fest, dass ihr Funk ausgefallen war (stellte sich später als Wackelkontakt des Headsets heraus). Da die Aufteilung im Cockpit immer klar verteilt war – links fliegt, rechts funkt – stellte die Situation insgesamt kein Problem dar. Im Gegenteil: nur das Geräusch des Motors und des sich drehenden Propellers im Ohr beschreibt sie es heute als ihren mit Abstand schönsten Flug – zur Beruhigung: natürlich hatten sie und Achim vorher noch Notfallhandkommandos definiert.
Nach nur 1,5 Stunden reibungsfreiem Flug erwartete uns schließlich die Halbinsel Dakhla, oder Surfers Paradise, wo das Szenario der inmitten des Atlantiks untergehenden Sonne den ganzen Tag mit einem dicken i-Punkt abrundete.
St. Louis greifbar nah, oder doch nicht?
Beim Munterwerden in Dakhla kam mir die Erkenntnis, dass unser Ziel nur noch einen Katzensprung entfernt auf uns wartete. In weniger als einer Woche hatten wir 5.000 Kilometer hinter uns gelassen. Um die Frage aller Fragen, warum wir nicht bis nach Dakar geflogen sind, zu beantworten: die Landung hätte jeden circa 500€ gekostet, weshalb wir St. Louis zum Ziel deklarierten.
Kurz vor unserem auserkorenen Ziel ereilte uns jedoch schon die nächste große Überraschung: Wir erhielten keine Genehmigung zum Überflug von Mauretanien durch dessen Behörden - reibungsfrei wäre ja auch langweilig gewesen. Was für Olivier das Stichwort war, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, war für unseren marokkanischen Reiseführer Mehdi die Aufforderung, sein Vitamin B auszupacken. Mehdi begleitete uns nun schon seit Fes und wurde ab dem ersten Moment sowohl zum Paradiesvogel als auch Retter in Notlagen für die gesamte Mannschaft. Er gehört zu den wenigen Piloten, die in Marokko das Privileg einer PPL Lizenz genießen und ist bis über die marokkanischen Grenzen hinaus verdammt gut vernetzt – was er auch mit größter Freude sowohl bei der Belegung seiner Zimmer als auch mit seinem Lieblingsoutfit, einen grünen Piloten-Overall zeigte. Jedoch: ohne seine Unterstützung wären wir wohl nie soweit gekommen.
Der Rest von uns hatte sich an das stundenlange Warten ja nun schon gewohnt. Zugegeben, gut funktionierendes Internet verkürzte die Wartezeit enorm. Uns war durchaus bewusst, dass in Afrika zusätzliche Telefonie- und Roamingkosten anfallen würden, aber mit geschlagenen 3,00€/Minute und 0,67€/MB hatten wir nicht gerechnet. Wir waren für jedes freie W-Lan dankbar, auch wenn es durch die Menge an Nutzern zur selben Zeit oft vollkommen überlastet war.
Nach langen Diskussionen und Mehdis Wunderwaffe, seinem Telefon, erhielten wir die Freigabe Mauretanien entlang der Küste zu passieren. Das offene Meer und die sich spiegelnde Sonne auf den Wellen hatte am Ende auch etwas Beruhigendes. Genauso beruhigend waren jedoch auch die Fischerboote, die ab und zu unter uns auftauchten.
Pures Afrika – Aufenthalt in St. Louis
Bei Überqueren der senegalischen Grenze konnte man das Aufatmen in den Cockpits beinah hören. Nach über drei Stunden endlich greifbar nahes Land und gleichzeitig St. Louis in Sicht!
Zwischen unserem Start in Dakhla und unserer Ankunft auf dem Flughafen von St. Louis lagen nicht nur 900 Kilometer, sondern gefühlt Welten – nur das Ausfüllen der üblichen Zettel nach der Landung erinnerte an die letzten Tage, der Rest glich eher einem Zeitsprung. Angefangen beim „Check-In“, der von Big Mama, wie man sie aus dem Bilderbuch kennt, höchstpersönlich angewiesen wurde. Gleich neben ihr gut ausgerüstet, erwarteten uns die netten Herren vom senegalischen Militär. Ebenso wie unsere zwei Transferbusse, von denen man allerdings nicht behaupten konnte, dass diese gut ausgerüstet gewesen seien – abgesehen davon, dass diese “Busse“ wahrscheinlich seit über 10 Jahren den TÜV nicht mal mit 100 zugekniffenen Hühneraugen überlebt hätten, befand sich in deren Innenraum auch noch ein Käfig für den Kontrolleur. Lisa musste mich tatsächlich kurz kneifen, weil ich befürchtete zu träumen. Dennoch beinah die gesamte Fahrt bis in unser Hotel wurde von derart filmreichen Szenen geschmückt. Natürlich hatte es auch etwas Erschreckendes, Ziegen, toten Fisch, Kinder und Fäkalien auf der offenen Straße unmittelbar beieinander zu sehen. Dennoch hatte das Alles in seiner Gesamtheit auch irgendwie Charme. Zwischen all den Verkaufsständen mit diverser Auswahl an Obst, Fisch und Handyhüllen strahlten uns die in farbenfrohe Kleider gehüllten Gesichter der Einwohner St. Louis‘ an - für die wir im Übrigen mindestens ebenso eine Attraktion darstellten wie deren Kultur für uns.
Handwäsche für Anfänger
Nachdem wir den spannenden Kulturschock verdaut hatten, lag bereits die nächste Herausforderung vor uns. An unserem flugfreien Tag, während sich ein Teil der männlichen Belegschaft tagsüber um die Betankung der Flugzeuge kümmerte, sahen Lisa und ich uns nicht nur am Pool, sondern vor einem Berg Wäsche. Vor allem wir zwei merkten schnell, dass die unserer Meinung gut gewählte Auswahl an Kleidung und entsprechenden Taschen letztlich doch eher ineffizient war. Bei unserer Abreise waren wir zumindest nicht so naiv, ohne Waschmittel loszuziehen, so dass wir die von Sand und Staub durchdrungenen Klamotten immerhin einer Kurzwäsche unterziehen konnten.
Mit mehr oder weniger frischer Wäsche am Leib zog es uns am Abend in das Treiben der Stadt. Der Taxifahrer war offensichtlich besorgt um uns Ausländer, dass er uns gar nicht in das große Massentreiben hineinfuhr, sondern uns abseits absetzte. Da dort nicht ansatzweise der Rhythmus herrschte, wie wir ihn aus unseren Bussen betrachtet hatten, entschieden wir uns für einen Drink mit Flussblick. Beim Betreten der auserwählten Bar kam Lisa und mir eine Gruppe jugendlicher Mädchen entgegen, die ihre Faszination uns gegenüber nicht in Schach halten konnten und uns um ein Foto baten. Nur eins dazu: Einbildung ist bekanntlich auch eine Bildung. Nach nunmehr einer Woche Sonnenintensivprogramm dachten Lisa und ich zumindest eine Bräume erlangt zu haben, die sich für Europa sehen lassen kann. In Gegenwart dieser umwerfend hübschen dunkelhäutigen Ladies sahen wir jedoch aus wie Käsekuchen. Immerhin erhielten wir für wenige Minuten einen gewissen Promi-Status, an den wir uns auch heute noch gerne zurückerinnern.
Wie sich bei späteren Recherchen zu diesem Artikel herausstellte: unweit von unserem Hotel ist Mermoz zur Überquerung des Atlantiks nach Südamerika aufgebrochen – jetzt wäre auch der Name unseres Hotels geklärt.
Die Himmelskarawane
Nur ein Fingerschnipsen und der Tag der Rückreise stand bevor. Trotz vieler Telefonate war immer noch unklar, was die mauretanische Regierung für unseren Rückweg geplant hatte. Nach Eintreffen auf dem Flughafen, wo unsere Flieger unversehrt auf uns warteten, traf ein Schreiben inklusive Unterschrift des mauretanischen Ministers ein: der „Caravane du ciel“, wie man unsere Gruppe auf dem Dokument nannte, wurde die Einfluggenehmigung ins Land erteilt. Keine 48 Stunden nachdem man uns abgewiesen hatte, lud man uns jetzt sogar ein, in Rachid inmitten der mauretanischen Saharawüste zwischenzulanden. Wenn man Google zu den politischen und sozialen Verhältnisse in Mauretanien befragt, sieht man buchstäblich rot. Erst in 2009 wurde der Versuch gestartet, die Sklaverei in dem Land abzuschaffen, bis heute wird die Todesstrafe vollzogen und steht die Unterdrückung der Frau an der Tagesordnung. Zusammengefasst, raten alle europäischen auswärtigen Ämter von einem Besuch Mauretaniens ab. Verständlich, dass Lisa und ich dieser Landung trotz ihrer Einzigartigkeit nicht unbedingt jubelschreiend entgegenblickten. Dennoch, die Entscheidung war gefallen – einer für alle und alle für einen - und so brachen wir, die Himmelskarawane, auf ins Ungewisse.
Zweieinhalb Stunden nach Start in St. Louis näherten wir uns den vorgegebenen Koordinaten. Abgesehen von ein paar kleinen Dörfern und wenigen Straßen, die das ganze Land miteinander verbinden, wurde unser Weg nach Rachid vor allem von einer beeindruckenden Einsamkeit gesäumt.
In dieser rot-braunen steinigen Landschaft bot ein kleiner weißer Punkt den einzigen Hinweis auf die „Landebahn“. Hätte sich am Boden irgendeine unvorhergesehene Situation ergeben, wären wir von Olivier darüber informiert wurden und wären weitergeflogen – doch er gab grünes Licht. Erst in niedriger Höhe vermuteten wir schemenhaft den Landestreifen, der in einer Nacht- und Nebelaktion für unsere Landung vorbereitet wurde. Olivier, der zwanzig Minuten vor uns eingetroffen war, kennzeichnete winkend dessen Anfang und gab uns Anweisungen per Handfunkgerät zur besseren Orientierung. Und plötzlich tauchte er vor uns auf: ein 600m unförmiger Streifen. Ich unter anderen erkannte die Bahn zu spät und startete durch. Letztlich stellte die Landung wie auch schon in Tarfaya technisch kein Problem dar, dennoch beteten alle um ihre Propeller, da man schon von oben sah, wie einige Fahrwerke beim Abrollen im Sand versanken.
Rachid - Wüste hautnah
Einer Hitzewelle von 38 Grad ausgesetzt, waren wir positiv überrascht als mehrere Männer zu den Fliegern gelaufen kamen, um uns mit Wasser und mit einem Glas des für die Kultur typischen Tees zu begrüßen. Bei erster näherer Betrachtung erwies sich der weiße Punkt, den wir beim Anflug gesehen hatten, als Zelt, dem wir uns zugegeben ein bisschen zaghaft näherten.
Kleidungstechnisch hatten wir uns gut vorbereitet. Mit langen Hosen, Hemd und Mütze schützten wir uns nicht nur vor der brennenden Sonne, sondern hatten auch nicht das Gefühl, dem Kulturkreis zu sehr zu widersprechen. Mit geringfügig gestärktem Selbstbewusstsein erreichten wir das Zelt, das sich als eine Gruppe von drei Zelten herausstellte und waren schlichtweg sprachlos. Der Traum aus tausend und einer Nacht schien auf einmal real. Wir schauten in die strahlenden Gesichter singender, tanzender Menschen, die uns in einer kleinen Oase inmitten der mauretanischen Wüste herzlich begrüßten. Alle schlechten Vorurteile und unsere Befürchtungen verflogen innerhalb weniger Sekunden. An dessen Stelle trat die gegenseitige Faszination, die wir füreinander ausstrahlten. Olivier, der schon sein Leben lang davon geträumt hatte diesen Ort zu besuchen, konnte seine Tränen nicht verstecken. Zugegeben, am liebsten hätte ich es ihm gleichgetan.
Unsere Anwesenheit hatte nicht nur in Marokko, Mauretanien und im Senegal für Aufsehen gesorgt, sodass man für unsere Sicherheit auf Nummer sicher ging und das gesamte Gebiet großflächig mit französischem Militär sichern ließ. Wovon wir uns nicht beirren ließen. Im Gegenteil: wir tanzten, wir klatschten zur uns fremden Musik, wir tranken Tee, wir verständigten uns via Zeichensprache mit den Menschen. Zwischendrin begrüßten uns hohe politische Amtsinhaber und Würdenträger der Region sowie Radio Mauretania.
Währenddessen kam das uns versprochene Benzin an, das mit 1,80€/Liter das mit Abstand günstigste seit Überqueren des Kontinents war. Da, von einer Tankstelle keine Spur war, stellte ein 1000 Liter Benzin fassender Kanister auf einem Auto, unsere Weiterreise sicher. Beim Betanken wurde unsere Kreativität gefragt - von Schüttelschlauch bis leere Wasserflasche war alles dabei, um das Benzin von A nach Flugzeug umzufüllen.
Wieder einmal punktgenau brachen wir zu unserem noch 3,5 Stunden entfernten Nachtquartier auf. Ohne die Einzigartigkeit der vergangenen zwei Stunden vollständig realisiert zu haben, befanden wir uns auch schon wieder in der Luft über der Sahara Richtung Dakhla.
Das erste Opfer
Außer ein paar Reifen, die Luftnachschub benötigten, hatten wir bis zu unserer Ankunft in Dakhla keine technischen Ausfälle zu verzeichnen. Ausgerechnet das Flugzeug, in dem Lisa Co-pilotierte, beklagte dann den ersten Verlust. Das Lächeln im Gesicht der Crew von Delta eins verflog ziemlich schnell als wir sie auf die Spitzen ihres Propellers hinwies. Unbemerkt hatte der Propeller Kontakt mit einem nicht definierten Hindernis gehabt. Die dabei abgeplatzten Stellen riefen während des Fluges aber keine spürbare Unwucht oder Störungen hervor. Dieser Tatsache geschuldet, entschied sich die Crew nach Fixierung der Stellen dazu, mit demselben Propeller weiterzufliegen. Mit Bravour absolvierte der Zwei-Blatt letztlich die noch verbleibenden beinah 5.000 Kilometer – da waren sie wieder, die Schutzengel und natürlich die hohe Qualität und Stabilität des Propellers.
Wüstenfieber
Mit Hinblick auf das bereits Erlebte war es keine Überraschung, dass die Aufenthalte in Dakhla und Laayoune eher ernüchternd ausfielen. Nach nunmehr 9 Tagen verließen wir die Spuren unseres Pioniers und drehten ins marokkanische Innenland, nach Zagora, ab. Nach den vielen Stunden über der Wüste stellte die Kulisse der südlichen Gebirgszüge des Atlas eine willkommene Abwechslung dar – ausgetrocknete Flussläufe, kleine Dörfer an Grünflächen inmitten der majestätischen Bergkette und Wolken, die sich von oben betrachtet wie gemalt ins Bild anpassten, beim Anflug ins Tal von Zagora jedoch auch für heftige thermische Turbulenzen sorgten.
In Zagora gelandet, tauschten wir unsere 19 Flugzeuge ohne Umwege gegen 10 schwarze SUVs, mit denen wir filmreif über die sandigen Straßen des Tals bis in ein kleines Dorf fuhren. Lisa und ich hofften immer noch auf einen abgelegenen SPA-Tempel, denn so allmählich machten sich unsere Rücken und Hintern von den ungewohnten Langstreckenflügen bemerkbar. Was uns erwartet, hatte zwar im Entfernten mit Rückenstärkung und Po-Massage zu tun, nur eben nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Trotzdem liefen wir wie kleine Kinder zu den Dromedaren, die auf uns warteten und uns für mehrere Stunden im Sonnenuntergang durch die Wüstendünen führten. Letztlich stoppte unsere himmlische Karawane mitten im Nichts vor einer großen Sanddüne. Als wir dessen Spitze zu Fuß erreichten, lag unser Nachtquartier direkt vor uns: ein arabisches Wüstenhotel. Die in einem Kreis angeordneten Berber-Zelte, in deren Mitte alles mit orientalischen Teppichen und Kissen ausgelegt war, hätte auch dem Disney-Film Aladin entspringen können. Inmitten dieser Wohlfühloase genossen wir den Abend und den Sternenhimmel der Wüste am Lagerfeuer.
Stecken geblieben
Am nächsten Morgen verließen wir unser Wüstenhotel und zogen in ein Hotel in Zagora, wo wir den freien Tag jeder auf seine Art genossen. Eigentlich sah die Planung am kommenden Tag vor nach Eoussira am Atlantik weiterzufliegen. Aber abseits jeder Erwartung gibt es auch in der Sahara IFR Wetterbedingungen, die ambitionierten Piloten wie uns einen Strich durch die Rechnung machen. Vielleicht hätten wir es geschafft, aber gerade nach so langer Zeit, darf der Sicherheitsfaktor nicht von der Euphorie der vorangegangenen Erfolge übermannt werden. So ließen wir der Sicherheit den Vorrang und nutzen die zugewonnene Zeit am Pool, beim Babier oder beim Shopping.
Wüste, Schnee, Agrarlandschaft – alles in unter zwei Stunden
Das Briefing am Morgen danach gab den finalen Aufschluss: wir würden den Weiterflug nach Tanger über den Atlas wagen. Zwar hielt sich die VFR freundliche Stimmung des Wetters immer noch in Grenzen, aber immerhin galt ein sicheres Durchkommen. Nachdem am Vorabend noch ein Sandsturm über der Wüste gewütet hatte, waren wir zurück bei unseren Fliegern beruhigt, dass keiner von ihnen – außer ein paar Kratzern im Lack - zu Schaden gekommen war. Fünf von uns waren zwar noch am Abend losgefahren, um die Kühleröffnungen abzudecken.
Mit einer Ehrenrunde verabschiedeten wir uns von der Wüstenstadt und leiteten im Anschluss einen konsequenten Steigflug ein. Ich war überrascht, dass wir bis auf 12.000ft klettern mussten (wo war die Thermik, wenn man sie brauchte?), um das Atlasgebirge überqueren zu können. In der Mitte zwischen bodennaher Bewölkung und schneebedeckten Gipfeln ging es holprig zur Sache – immerhin sorgte die Aussicht für Ausgleich. Wie wir die Berge in unserem Rücken ließen, klarte zwar der Himmel auf, dennoch sanken wir ebenso so stark wie wir vorher gestiegen waren zurück auf 1.000ft AGL, da in Tanger eine geschlossene Wolkendecke vorhergesagt wurde. Es stimmte: denn umso mehr wir uns dem Ziel näherten, desto mehr zog es sich zu. Als wir die atlantische Küste erreichten, hatten wir noch maximal 8 Kilometer Sicht. In diesem Moment wurde uns umso mehr klar, wie erfolgreich unser bisheriges Formationstraining gewesen war. Nicht nur innerhalb der eigenen Formation, sondern auch zwischen den einzelnen Formationen – die ausgereifte Kommunikation am Funk und das Einhalten von klaren Abständen sorgte letztlich u.a. dafür, dass nach dem zugegeben herausfordernden Flug alle Flieger sicher in Tanger landeten – zurück in der uns bekannten Zivilisation, die so schlagartig wieder da war, dass es einigen von uns zugegeben schwer fiel, gleich damit zurechtzukommen. Kulturschock reverse. Wer hätte auch erwartet, dass die Abfertigung im Süden Marokkos bis in den Senegal einfacher ablaufen würde, als in einer Stadt mit sichtbarem europäischen Einschlag.
Nachdem wir uns schließlich mit Händen und Füßen bis in ein Taxi diskutiert hatten, erreichten wir schnell das Hotel. Ohne dem Nebel hätten wir Europa bereits aus unserem Zimmer winken können. Den nunmehr letzten Abend auf dem afrikanischen Kontinent verlebten wir mit einer kleinen Sightseeing-Tour durch die Altstadt von Tanger. Vor allem Lisas und mein Herz schlug höher als wir inmitten der Bazare noch einmal die typischen marokkanischen Crêpes ergattern konnten, die wir auf der Reise lieben gelernt hatten. Um noch einmal in diesen Geschmack zu kommen, sahen wir sogar von unseren grummelnden Mägen ab. Es ließ sich nicht verheimlichen, dass die Mägen der gesamten Mannschaft einiges durchmachen mussten, was sich vor allem darin zeigte, dass der Schrei nach magenberuhigenden Mitteln immer größer wurde und die Packung mit den Kohletabletten schon seit Tagen leer war. Aber deswegen auf marokkanische Crêpes zu verzichten, kam einfach nicht in die Tüte, auch wenn das Zuhause eine Woche Schonkost mit sich bringen sollte.
Immigrantenstatus oder spanische Zollbehörde Teil 2
Die Entscheidung eines zeitigen Aufbruchs Richtung Europa, stellte sich letztlich als Fluch und Segen zugleich heraus. Wir sollten schnell lernen, dass eine Reise dieses Ausmaßes erst dann beendet ist, wenn man wirklich wieder Zuhause ist. Ohne zu wissen, was uns noch bevorstehen würde, freuten Lisa und ich uns aber in jeder Hinsicht, denn unser gemeinsamer Debutflug als Leitmaschine der Formation Delta stand an. Wir bekamen das Lächeln auch nicht aus dem Gesicht, als die Flugplanaufgabe wieder 2,5h dauerte - beeindruckend, wie oft man einen A4 Bogen für einen Flugplan ausfüllen kann und muss. Nachdem die Formalien geklärt waren, starteten wir gemeinsam gen Europa – ich am Steuer, Lisa neben mir am Funk. Nach nur wenigen Minuten riss der bewölkte Himmel zwischen Afrika und Europa auf und schenkte uns einen letzten atemberaubenden Blick auf die zwei so nah beieinander liegenden Kontinente. Lisa und ich genossen unseren Flug und stellten fest, dass wir nicht nur als Freunde, sondern auch fliegerisch ein super Team darstellen – auch wenn unverhofft, manchmal sehr oft und ohne Vorwarnung eintritt. Nur zwanzig Minuten vor dem Ziel Totana bei Murcia hieß es plötzlich umdrehen. Ein Gewitter an Land versperrte uns den Weg – sowohl nach Totana als auch zum Ausweichflugplatz Murcia. Also entschieden wir stattdessen in Almeria zwischenzulanden. Der Lotse machte trotz dieser unvorangekündigten Aktion einen großartigen Job und holte uns alle der Reihe nach auf den Boden. Nun lautete der Plan: im Transitbereich bei den Flugzeugen abwarten bis das Gewitter abgezogen war und direkt weiterfliegen. Aber da waren sie wieder: die spanischen Behörden, denen unser Plan plausibel erschien, der aber einfach nicht ins Konzept passte. Die erste Information, die uns vom Tower erreichte, erschien positiv. Solange wir auf dem Stellplatz warten würden, zähle unsere Landung als Sicherheitslandung und man würde keine 180,00€ pro Flugzeug von uns verlangen. Im nächsten Atemzug erklärte man uns aber auch, dass das so eigentlich auch nicht ginge und ein direkter Weiterflug dementsprechend aktuell nicht möglich sei. Hieß im Klartext: keine Clearance über 3,5 Stunden, die wir zwar zum Betanken unserer Flugzeuge nutzten, die den Sonnenuntergang aber auch immer näher rücken ließen. Dank unseres spanischen VL3 Händlers, der mit den Behörden und mit dem Chef des Flughafens in Almeria in Kontakt trat, bekamen wir wieder urplötzlich und nachdem wir bereits ein Hotel für die Nacht in Almeria reserviert hatten, die Freigabe zum Start. Innerhalb weniger Minuten befanden wir uns alle wieder in der Luft und genossen wieder einmal einen ungeplanten und dennoch umso beeindruckenderen Sunset Flug. Wie die Sonne am Horizont verschwand, landete das letzte Flugzeug in Totana.
Dort erwarteten uns letztlich doch noch die spanischen Zollbeamten, die unser Gepäck bis in den letzten Winkel auf Herz und Nieren prüften und mit denen wir dann final noch diskutieren, nicht illegal eingereist zu sein. So ist das wahrscheinlich donnerstags in Spanien.
Aller Abschied ist schwer
Wir hatten uns so daran gewöhnt, die Tage miteinander zu verbringen, dass wir am kommenden Morgen beinah vergaßen, uns voneinander zu verabschieden. Die VL3 Challenge war seit Landung in Totana offiziell vorbei, von hieran setzten alle ihren Weg allein nach Hause fort. Alle zögerten den Start beinah ein bisschen hinaus.
Zuletzt startete unser deutsches Team – noch nach Olivier, der sich von uns mit einem tiefen Überflug verabschiedete – in Richtung Frankreich, nach Montelimar. Lisa, die sich zu einem kleinen Talent am Funk entwickelt hatte, schaffte es irgendwie uns noch ein Midfield Crossing in Alicante zu verschaffen und führte uns nach einem letzten Flug entlang der Mittelmeerküste direkt über das französische Festland bis zum letzten Zwischenstopp. Dort verbrachten wir noch eine Nacht in einem bezaubernden französischen Anwesen, in dem wir bei köstlichem Wein, die vergangenen 14 Tage Revue passieren ließen. Und dann am nächsten Tag nach weiteren 4 Stunden Flug über Frankreich, die Schweiz und Deutschland erreichten wir schließlich Kamenz.
Auch heute, beim Schreiben des Artikels sind Lisa und ich immer noch ein bisschen sprachlos. Wahrscheinlich würden wir ein Buch füllen, würden wir all die kleinen Details dieser Reise zusammenzufassen und dennoch würde es wohl nicht ausreichen, all die Emotionen in Schriftform zu bringen. Aber die Hauptsache ist, dass neunzehn Flugzeuge und ihre Piloten, den gesamten Trip wohlbehalten verlebt haben und am Ende sicher wieder Zuhause angekommen sind. Dafür und für all die Erlebnisse sind wir schlichtweg dankbar. Daher gilt ein besonderer Dank dem Team um Olivier Ronveaux und Richard Gouble, die diesen Trip mit viel Kraft, Schweiß, Herz und vor allem Nerven aus Stahl durchgeführt haben.